NP, 27.10.2025: Möchten Betroffenen Mut machen

„Möchten Betroffenen Mut machen“
Hilfe in schwierigen Situationen:
Wie drei Frauen in Gehrden an Krebs erkrankte Menschen unterstützen

Austausch: Tanja Baillie (von links), Silvia Fuhr und Stefanie Bröhldick laden jeden dritten Donnerstag im Monat zum Onko-Treff ein. Quelle: Heidi Rabenhorst
Er ist mehr als eine Selbsthilfegruppe. Der Onko-Treff im Mehrgenerationen-Treff Gehrden (MGT) bietet Raum für Austausch, Verständnis und Unterstützung. Eingeladen sind Betroffene und Angehörige – unabhängig von Krebsart oder Krankheitsstadium.
Heidi Rabenhorst
27.10.2025, 18:27 Uhr
Gehrden. Krebs verändert das Leben – nicht nur körperlich, auch seelisch und sozial. Viele Betroffene und ihre Angehörigen erleben nach der Diagnose oder während der Therapie eine Zeit voller Unsicherheit, Ängste und Fragen. In dieser Phase fehlt es oft an einem Ort, an dem man sich verstanden und getragen fühlt. Genau diesen Ort möchte der neue Onko-Treff Gehrden schaffen: einen Raum für Austausch, Information und gegenseitige Stärkung.
Der Onko-Treff richtet sich an alle Krebspatientinnen und Krebspatienten sowie deren Angehörige – unabhängig von der Art oder dem Stadium der Erkrankung. „Wir möchten in Gehrden ein Angebot schaffen, das Betroffenen Mut macht und sie nicht allein lässt“, erklärt Stefanie Bröhldick, eine der drei Initiatorinnen. Gemeinsam mit Silvia Fuhr und Tanja Baillie hat sie das neue Angebot ins Leben gerufen.


Ort der Begegnung außerhalb des Krankenhauses: Elisabeth Steffens (rechts) vom Mehrgenerationen-Treff freut sich mit den Initiatorinnen Tanja Baillie (von links), Silvia Fuhr und Stefanie Bröhldick über das neue Angebot im Mehrgenerationen-Treff.
Quelle: Heidi Rabenhorst

Jeden dritten Donnerstag im Monat kommen die Teilnehmenden von 17 bis 19 Uhr im Mehrgenerationen-Treff (MGT) Gehrden zusammen. Die kostenlosen Treffen sind klar strukturiert. In der ersten Stunde steht jeweils ein Thema im Mittelpunkt – etwa Hautpflege während der Therapie, Ernährung, Bewegung, seelische Gesundheit oder der Umgang mit Nebenwirkungen. Fachleute geben dabei wertvolle Informationen und praktische Tipps.
Raum für persönlichen Austausch
In der zweiten Stunde ist dann Raum für persönlichen Austausch. „Ob jemand etwas von seiner eigenen Geschichte erzählen möchte oder einfach nur zuhören will, bleibt jedem selbst überlassen“, betont Bröhldick. „Wichtig ist, dass wir uns in einem geschützten Rahmen begegnen.“
Eine Krebserkrankung betrifft weit mehr als den Körper. Viele Betroffene erleben Phasen der Isolation, Überforderung und Verunsicherung. Hier setzt der Onko-Treff an: Er bietet psychosoziale Unterstützung, vermittelt Wissen und stärkt das Selbstbewusstsein.
„Der Austausch mit anderen, die Ähnliches durchmachen, kann unheimlich entlastend sein“, sagt Silvia Fuhr, onkologische Fachkraft am KRH Klinikum Gehrden. Viele Betroffene würden berichten, dass es ihnen Mut gebe, wenn sie sehen, dass andere Wege finden, mit der Krankheit zu leben.
Fuhr arbeitet seit 2010 in der Onkologie und hat zusätzlich eine Ausbildung in Psychoonkologie absolviert. Ihr Anliegen: Menschen nach einer Krebsdiagnose begleiten und ihnen helfen, wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen.
Auch Tanja Baillie ist seit mehr als 30 Jahren am Klinikum Robert Koch tätig. Die 52-Jährige aus Benthe befindet sich derzeit in der Weiterbildung zur onkologischen Fachpflegekraft und begleitet den Onko-Treff seit dessen Gründung im Januar dieses Jahres. „Ich erlebe täglich, wie wichtig es ist, Patientinnen und Patienten in ihrer ganzen Lebenssituation zu sehen – nicht nur die Krankheit“, sagt sie.
Tipps zur Hautpflege
Für Stefanie Bröhldick spielt die Hautpflege eine besondere Rolle. Die 45-jährige Gehrdenerin arbeitet seit über zehn Jahren als zertifizierte onkologische Kosmetikerin. „Onkologische Kosmetik bedeutet für mich nicht nur schön machen, sondern heilen, helfen, trösten und stärken“, erklärt sie. Ziel sei es, das Wohlbefinden zu fördern, Schmerzen zu lindern und Betroffenen wieder ein Stück Normalität zu schenken.
Mit parfümfreien Produkten behandelt sie therapiegeschädigte Haut und bietet zudem kostenlose Hautberatungen für Krebserkrankte an. „Diese Pflege ist weit mehr als eine ästhetische Behandlung. Sie ist eine Form der Zuwendung und Selbstfürsorge“, so Bröhldick.
Onko-Treff als neutrale Anlaufstelle
Mit dem Onko-Treff entsteht in Gehrden ein neues Netzwerk der Unterstützung. Anders als in der Stadt Hannover, wo es vereinzelt Gruppen gibt, bietet der Treff eine wohnortnahe, neutrale Anlaufstelle, die sowohl Betroffene als auch Angehörige anspricht. Themenübergreifend und offen für alle Krebsarten, will das Angebot Hemmschwellen abbauen.
„Selbsthilfegruppen sind kein Ort, an dem man sofort über alles sprechen muss“, betont Bröhldick. Man dürfe einfach zuhören, sich vorsichtig herantasten und spüren, dass man nicht allein sei. Gerade für Menschen, die anfangs zögern, könne das erste Treffen bereits eine große Entlastung sein.
Auch Elisabeth Steffens vom Mehrgenerationen-Treff freut sich über das neue Angebot. „Wichtig ist vor allem, dass diese Treffen außerhalb des Krankenhauses stattfinden“, sagt sie. Der Onko-Treff sei damit mehr als eine Selbsthilfegruppe. „Er ist ein Ort der Hoffnung, der Information und der Gemeinschaft“, so Steffens.
Der Onko-Treff findet jeden dritten Donnerstag im Monat von 17 bis 18 Uhr im MGT, Steinweg 17/19, statt. Das nächste Treffen ist am 20. November zum Thema „Opiatbedingte Obstipation (Darmfunktionsstörung)“ mit Boris Evernickel. Am 18. Dezember steht Weihnachtsbacken auf dem Programm.

Quelle: https://www.neuepresse.de/lokales/umland/gehrden/gehrden-so-wird-krebskranken-menschen-geholfen-JJPJQDL4AFDF5O472UCGNU4ITA.html, gelesen am 28.10.2025

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